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Tag "Berlin"

Erstaunlich, welche Legenden sich um die Currywurst ranken. Als mir dieser Tage die Comicadaption der Novelle «Die Entdeckung der Currywurst» von Uwe Timm in die Hände geriet, bin ich auf eine literarische gestossen. Timm schildert wie sich die Hamburgerin Lena Brücker nach dem Krieg durchschlägt und dabei auf gar wunderliche Weise die Currywurst erfindet. Genauso wie die Wurst zwei Enden hat, so hat auch Berlin eine eigene Version zur Currywurstgeschichtsschreibung beizutragen. An der Kantstrasse erinnert eine kleine Tafel daran, dass Herta Heuwer 1949 mit der Kreation einer scharfen Sauce die Basis für die heute bekannte Currywurst legte. Während der Teilung der Stadt existierten gar zwei Wurstkulturen. Ihre wichtigsten Vertreter waren Konnopke’s Imbiß im Osten und Curry 36 im Westen. Wer mehr über die Currywurst erfahren möchte, dem lege ich einen Besuch im Currywurst Museum ans Herz. In der Zwischenzeit empfehle ich einmal «Menü rot/weiss».

Wer den Curry nicht ehrt, ist die Wurst nicht wert.

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Letzthin in Berlin, beim Stadtwandern, die Augen offen gehalten und über die Namen der gesichteten Restaurants und Bars nachgedacht.

Weshalb soll ein Lokal nicht November oder Butter heissen? Oder Referenz an einen, mehr oder weniger, bekannten Menschen zollen, vergleiche dazu Newton Bar, Bar Gagarin, Anna Blume, Becketts Kopf, Tucholsky oder Waldo? Auch wenn Anna Blume und Waldo Kunstfiguren sind? Oder, knapp und klar eine einprägsame Wortmarke bilden, Beispiele dazu sind Etc., Zack, Subtil, Einfach und Oft. Oder, wie gefällt der poetische Ansatz mit «Visite ma tente»? Oder meinem Favoriten «Wir können Freunde bleiben»? Da blicke ich auf Zürich und denke… Zum Guten Glück…

Ach ja, noch eine Frage zur Achse Berlin Zürich: Weshalb sind in Zürich die Frühstücksangebote so dünn gesät? Ich wäre mit unglaublich wenig zufrieden: Ein Tisch mit genug Platz für meine Gadgets, interessante Zeitschriften, tagesaktuelle Zeitungen, gedämpfte Musik, ein Mehr-als-Gipfeli-Anke-Angebot und das alles auch unter der Woche…

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Wenn «42» die universelle Antwort auf alle Fragen ist, sollte dann «42» nicht auch die Frage nach dem besten Restaurant beantworten? Scheinbar nicht. Wie lässt es sich sonst erklären, dass sich alljährlich die Tester von Gault Millau und Michelin in aufwändig geplanten Reisen – und unter grösstmöglicher Geheimhaltung – durch kulinarische Landstriche essen, nur um danach eine Landkarte, gespickt mit Sternchen und Häubchen, zurücklassen, auf dass ein jeder Gourmet auch seine Perlen findet? Klar, der Mensch braucht Wertesysteme. Auch ich greife amiggs gerne auf Bestehende zurück. Auch klar, das Küren «des Besten» gibt immer wieder zu Diskussionen Anlass. Welches sind die Kriterien? War die Auswahl repräsentativ? War da jemand befangen? Und, und, und… und… mit ein paar Jahren Distanz, da lesen sich die Testberichte wie von einem anderen Stern. Geschmackssache halt. Beeinflusst vom Zeitgeist. Orientierung für den Moment. Auf jeden Fall, heute hat Michelin hier in der Schweiz das neue Werk vorgelegt, Gault Millau tat das selbe schon ein paar Wochen früher. Wer mag, werfe einen Blick hinein. Das Schmökern in den beiden Werke erwies sich dieses Jahr unterhaltender als in früheren Jahren.

An dieser Stelle noch der Hinweis, auf ein Lokal, welches dieses Jahr Herz, Gaumen und Seele erfreute: Das N°45 in Berlin (Knaackstr. 45, 10435 Berlin, http://restaurant-no45.de). Die Küche interpretiert die Berliner und Brandenburger Küche neu, der Weinkeller lädt zur Entdeckung von Unbekanntem und der Service rundet das Rundum-glücklich-Paket ab. Das N°45 wurde übrigens nicht durch die Konsultation eines etablierten Nachschlagewerks gefunden. Der alte, bewährte Blick durchs Fenster war die Methode der Wahl.

Matjes & Apfel, auf einem Parfait vom Pumpernickel.

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